Samstag, 23. August 2014

[Gelesen] Der Geist von Richard Laymon


Titel: Der Geist
Autor: Richard Laymon
Genre: Horror
Format: eBook, 512 Seiten
Verlag: Heyne Hardcore; August 2014
ISBN: 978-3-453-67649-7
Preis: ab 8.99 €

Eine Gruppe von Studenten probiert auf einer Party ein altes Ouija-Brett aus. Tatsächlich können sie Kontakt mit einem Geist aus dem Jenseits aufnehmen, der ihnen verrät, dass auf dem Calamity Peak, einer unzugänglichen Bergregion in Kalifornien, ein Schatz versteckt sein soll. Ein Riesenspaß – so denken die jungen Leute. Doch die Reise, die sie beginnen, führt alle in ein unaussprechliches Grauen.

Das war er! Mein dritter und letzter Versuch mich mit Richard Laymon anzufreunden. Obwohl ich mir schon nach zwei missglückten Versuchen geschworen hatte, nie wieder ein Buch von ihm in die Hand zu nehmen, hat mich dieses hier seltsam neugierig gemacht und ich habe beschlossen, ihm seinen dritten und letzten Versuch zu gewähren mich zu überzeugen. Tja, leider ist es wieder nach hinten losgegangen.

Aber von vorne. Die Geschichte könnte aus einem billigen B-Movie der 80er Jahre stammen. Es handelt sich um ein kleines Grüppchen dauergeiler und frühreifer Studenten, die bei einer Party ihrer super-sexy Dozentin ein Ouijabrett entdecken, es ausprobieren und prompt vom namensgebenden Geist auf eine Schatzsuche in die nahegelegenen Berge geschickt werden. Außerdem taucht zur selben Zeit noch ein mysteriöser alter Bekannter der Professorin auf, aber der bleibt bis zum Ende völlig ohne Bedeutung, also werde ich darauf auch nicht weiter eingehen. Die Herrschaften begeben sich also in die Berge und treffen dort auf das Grauen - so weit, so schlecht.

Bis zu ca. 1/3 liegt noch ein gewisses Gefühl der undefinierbaren Vorfreude in der Luft, die man als Horrorfan so verspürt, wenn man einen vielversprechenden Klappentext gelesen hat. Die Spannung baut sich kontinuierlich auf, auch wenn gefühlt 90% der Zeit mal wieder über erigierte Körperteile und entblößte Brüste geschwafelt wird, aber das war ich ja vom Autor schon gewohnt. Als sich die Gruppe dann endlich in den Bergen befindet, passiert nicht wirklich viel mehr als ein Tanga-tragender Verrückter, der die Gruppe jagt und bald darauf wieder verschwindet. Die knapp 500 Seiten ziehen sich unendlich in die Länge und man sitzt ständig davor und denkt "jetzt muss es doch mal los gehen!", aber das tut es bis zum Schluss nicht. Vielleicht bin ich einfach mit völlig falschen Erwartungen an das Buch herangegangen, denn ich hatte mich auf eine nette, gruselige Geistergeschichte mit ein wenig Laymon-Gore eingestellt, aber naja...das war wohl zu viel verlangt.

Die Charaktere sind wie gesagt absolut typisch und klischeehaft. Der Schönling, der picklige Junge, die schüchterne Dicke und noch ein ganzer Haufen mehr an völlig belanglosen und tausend Mal dagewesenen Charakteren. Dass der Protagonist dauergeil ist, das kann man mögen, mir ging es (mal wieder) schon nach wenigen Kapiteln tierisch auf den Keks. Weniger ist halt manchmal mehr, Herr Laymon. Die Auflösung der Story ist übrigens auch ziemlich seltsam und alles andere als zufriedenstellend, aber man kann es sich fast schon denken, je näher man ohne großartige Ereignisse Richtung Seite 512 schreitet.

Nach "Die Insel" und "Der Käfig" war das also mein drittes Buch von Richard Laymon und damit steht endgültig fest, dass ich es lassen werde. Irgendwas am Schreibstil des Autors und seinen Geschichten ist mit meinem Geschmack wohl nicht kompatibel, was ich eigentlich sehr schade finde, denn die grundsätzlichen Ideen (also die auf dem Klappentext) hören sich oft wirklich vielversprechend an.


Eine weitere Enttäuschung des verstorbenen Kult-Autors. Wir beide werden wohl keine Freunde mehr und leider hat die platte, langweilige Geschichte kein bisschen zur Verständigung beigetragen. Schade, denn mir gefallen seine Ideen vom Grunde her.






2 Kommentare:

  1. Oh wow, ok, ein guter Grund, das Buch erstmal nicht weiter zu beachten. Ich hatte es erst im Hinterkopf behalten, weil es mir wie Dir ging und ich beim Klappentext dachte, hier würde eine gute Idee mordsmäßig gut umgesetzt, aber wenn ich mir die Figurenbeschreibung hier so durchlese, bin ich wenig angetan. Danke für die aufschlussreiche Buchbesprechung! ;)

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    1. Ganz ehrlich, lass lieber die Finger von dem Buch. Der gute Richard und ich stehen zwar anscheinend auf Kriegsfuß, aber auch völlig objektiv kann man sagen, dass die Charaktere eine platte, sinnfreie Katastrophe sind! Von daher, erspar dir lieber die Qual. ^^

      LG,
      Linda

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