Sonntag, 12. Oktober 2014

[Gelesen] Kolibri von Kati Hiekkapelto


Titel: Kolibri
Autor: Kati Hiekkapelto
Genre: Krimi
Format: broschiert, 464 Seiten
Verlag: Heyne; September 2014
ISBN: 978-3-453-26936-1
Preis: 14.99€


Kaum hat Anna Fekete ihre erste Stelle als Kriminalkommissarin angetreten, landet auch schon ein Mordfall auf ihrem Tisch: eine junge Frau, die beim Joggen im Wald auf grauenvolle Weise getötet wurde. Anna nimmt die Ermittlungen auf. Ihr zur Seite gestellt ist Esko Niemi, ein alter Haudegen, der seine junge Kollegin torpediert, wo er kann. Bis ein zweiter Mord geschieht und Esko klar wird, dass sie den Killer nur gemeinsam finden werden. Doch Anna ist bereits auf eigene Faust unterwegs.



Gerechnet habe ich mit einem weiteren 0815 Frauenmörder - Roman (was nicht schlecht sein muss) und bekommen habe ich einen eher durchwachsenen Kriminalroman, der zwar nicht das Frauenmörder-Klischee bedient, aber leider noch viel Luft nach oben hat.

Die Handlung rund um die junge Ermittlerin Anna Fekete beginnt wie so ziemlich in jedem nordischen Krimi, denn es wird eine brutal ermordete Frau gefunden. Anfangs tappen die Ermittler noch im Dunkeln, doch irgendwann scheint sich eine Verbindung zwischen den Opfern zu offenbaren. Das Wörtchen "irgendwann" habe ich hier nicht umsonst gewählt, denn es vergeht wirklich eine halbe Ewigkeit bis der zweite Mord geschieht und in der Zwischenzeit wird man mit sehr ermüdenden privaten Krisen und einer nicht weniger ermüdenden Nebenstory unterhalten. Neben dem eigentlich "Jogging-Mörder" Fall gibt es da nämlich noch die sehr dubiose Geschichte um die junge Bihar, die bis zum Schluss für meinen Geschmack völlig überflüssig bleibt und absolut null zur eigentlichen Geschichte beiträgt. Ich weiß nicht, ob die Autorin hierdurch eine Art bessere Bindung zu Anna herstellen wollte, denn Bihar und sie sind beide "Migranten", aber so richtig dahinter gestiegen bin ich nicht, empfand die immer wieder eingestreute Handlung als nervtötend, weil sie die eigentliche Geschichte nur unnötig unterbrochen hat.

Der Krimi an sich ist leider nur Mittelmaß. Ein Thriller - so wie es auf dem Klappentext steht - ist es nicht, obwohl es zwar ein paar bestialische Morde gibt, aber der Rest ist einfach zu ermüdend und in die Länge gezogen, dass es mehr ein auf die Ermittlung konzentrierter Krimi ist, wie ein rasanter spannender Thriller. Das ist es dann leider auch, an was es dem Buch fehlt. Am Anfang wird man noch ganz gut mitgerissen, will wissen wie es weiter geht und entwickelt erste eigene Theorien, aber dann kommt diese so lange Pause bis zum zweiten Mord und auf dieser Durststrecke hatte ich dann schon mehrmals den Gedanken, das Buch lieber abzubrechen. Ich bin dran geblieben und habe dann in den weiteren beiden Dritteln noch ein paar gute Momente geschenkt bekommen, mehr aber auch leider nicht, auch das Ende fand ich sehr konstruiert und viel zu schnell herbei geführt. Hätte man hier in der Mitte ein bisschen an "Füllmaterial" gespart und lieber die Hintergründe und das Ende besser ausgestaltet, es hätte dem Buch gut getan.

Anna Fekete als Protagonistin hat mich leider auch nicht sonderlich große Freudensprünge machen lassen. Die ständige Kabbelei mit ihrem Partner Esko und das fürchterliche (beidseitige) Klischee von Ausländer - und Fremdenfeindlicher ging mir schon nach der ersten Streiterei ganz gewaltig auf den Senkel. Nicht, dass ich die Thematik nicht für erwähnenswert halte, aber die Art und Weise wie sie umgesetzt wurde, hat mich einfach mehr genervt wie zum Nachdenken angeregt. Auch erfüllen Anna und ihre Kollegen so ziemlich jedes Klischee was die Charaktere in Kriminalromanen so zu erfüllen wissen. Der dauerhaft miesepetrige Partner mit Alkoholproblem, der nette Kollege mit den Eheproblemen und tieferen Absichten, die hübsche toughe Power-Kollegin - sie alle haben ihre Auftritte in diesem Buch. Trotz der Geschichte, die rundum um Anna gesponnen wird und von der man nach und nach ein paar Fetzen geliefert bekommt, bleibt sie unweigerlich blass und wenig sympathisch.


"Kolibri" hat für ein Debüt ein paar gute Ansätze, lässt sich aber in der Umsetzung noch viel Luft nach oben. Es gab mir einfach zu viele Klischees und Ungereimtheiten, sodass ich das Buch am Ende leider eher weniger gut bewerten muss. Unterhalten hat es mich nicht immer, aber immerhin manchmal.



Samstag, 11. Oktober 2014

[Gelesen] Der Code von Fredrik T. Olsson


Titel: Der Code
Autor: Fredrik T. Olsson
Genre: Thriller
Format: broschiert, 528 Seiten
Verlag: Piper, September 2014
ISBN: 978-3492056397
Preis: 16.99 €


Der entführte Kryptologe William Sandberg in Stockholm. Ein toter Obdachloser in Berlin. Und eine junge Wissenschaftlerin, die spurlos aus einem Amsterdamer Café verschwindet. Drei Opfer, drei scheinbar unabhängige Fälle – doch sie alle sind Puzzleteile eines Geheimnisses, das viel zu lange bewahrt worden ist. In Amsterdam fällt die junge Sumerologin Janine Haynes einem Verbrechen zum Opfer. Zur gleichen Zeit ermorden drei als Sanitäter getarnte Unbekannte in Berlin einen Obdachlosen. Und in Stockholm verschwindet der Kryptologe und Software-Experte William Sandberg spurlos aus seinem Klinikbett. Seine Ex-Frau Christiane will nicht an eine eigenmächtige Flucht glauben. Denn in seinem leer geräumten Appartement , entdeckt sie einen Gegenstand, den er nie zurücklassen würde. Sehr schnell gibt es keinen Zweifel mehr, dass William entführt wurde. Und dass es um die Entschlüsselung einer Botschaft geht, die in der DNA des Menschen verborgen liegt.


Nach zigtausend verschiedenen Verschwörungsthrillern geht man gerne mit einer gesunden Skepsis an den Nächsten heran, denn oft bringen sie einfach nur noch Enttäuschungen mit sich und keinerlei neue Ideen. Ob es dabei nun um Jesus geht oder um den Menschheit, Ausgefallenes ist Mangelware. Um so mehr hat mich "Der Code" richtig positiv überrascht, weil ich auch hier nach dem Lesen des Klappentextes mich schon mal auf einen eher durchschnittlichen Thriller eingestellt habe, dann aber einen wirklich spannenden und gut erzählten Blockbuster-Anwärter bekommen habe. Da bietet es sich doch an, dass es auch eine Verfilmung geben wird!

Aber von vorne. "Der Code" beginnt so ziemlich wie jeder andere Verschwörungsthriller, denn man wird als Leser in mehrere unterschiedliche Handlungsstränge mit unterschiedlichen Personen eingeführt, die am Anfang alle sehr mysteriöse Leben zu haben scheinen und nur ganz langsam erfährt man, um was es hier überhaupt geht. Lange Zeit - und das rechne ich dem Buch wirklich hoch an - habe ich gegrübelt, um was es sich bei der bald ausbrechenden Krankheit und dem dazugehörigen Code handeln könnte und wenn als Leser meine grauen Zellen gefordert werden, dann macht mir das richtig Spaß und bringt dem Buch dicke Pluspunkte. Zugegeben, die verschiedenen Handlungsstränge dienen natürlich lediglich zum Aufbauschen der Spannung und manch ein abruptes Kapitelende war dann auch öfter mal nervig anstatt spannend, aber darüber kann ich hinwegsehen, denn "Der Code" löste schon nach wenigen Seiten einen wahren Sog aus und ich hatte Mühen das Buch zur Seite zu legen. Die Spannung steigt kontinuierlich von Seite zu Seite, fast jeden halben Absatz passiert irgendetwas was dem Leser Erkenntnis bringt oder die Handlung vorantreibt, Fredrik T. Olssons mitreißender Schreibstil trägt dazu außerdem bei.

Das Verwirrspiel um den ominösen Code fand ich sehr gut gelungen, obwohl es an einigen Stellen dann doch mal etwas abgehoben und fast übernatürlich wurde. Wäre das noch einen Ticken mehr geworden, ich glaube, das Buch hätte mich nicht mehr so mitreißen können wie es es letztendlich getan hat. Eben gerade dieser schmale Grat zwischen Realität und Unglaublichem hat mir nämlich so gut gefallen und wenn dieser mehr in Richtung Aliens und Co. abgetriftet wäre, es hätte mich enttäuscht. Das Ende und die generelle Auflösung all der Rätsel war im Verhältnis zur aufgebauten Spannung dann mehr so "ok" anstatt absolut überwältigend, aber da ist die Geschichte auch ein wenig selbst dran schuld, denn man entwickelt immer höhere und immer aberwitzigere Erwartungen an die Auflösung, je weiter man im Buch voranschreitet.

Die Charaktere stehen nach und nach allesamt in einem Zusammenhang, der sich natürlich am Anfang noch nicht offenbart. Ich denke, man muss es wirklich mögen, dass man verschiedene Stränge mit verschiedenen Charakteren aus verschiedenen Blickwinkeln hat, denn obwohl es natürlich der Spannung zuträglich ist, kommen dabei die vielen Persönlichkeiten an sich einfach oft zu kurz und man kann sich nicht so in sie einfühlen wie man es vielleicht mit einem einzelnen Protagonisten tun könnte. Trotzdem die Charaktere leider ein wenig blass geblieben sind und fast Randerscheinungen darstellen, hat mich die rasante gute Handlung auch über diese Schwachstelle hinweg getröstet.



Zugegeben, "Der Code" hat die ein oder andere Schwachstelle in Sachen Charakterzeichnung und übermäßigem Einsatz von Cliffhängern am Ende von Kapiteln, aber mir hat die Thematik, ihre Umsetzung und die enorm rasante Handlung so gut gefallen, dass mich das alles nicht weiter gestört hat. Noch während des Lesens habe ich gedacht, dass man das Buch super als Film umsetzen könnte und dann stand da auch schon auf der letzten Seite, dass dies bereits in Planung ist. Super! Wer auf rasante spannende Thriller mit Verschwörungskomponenten steht, der sollte unbedingt einen Blick hier rein werfen!